Dazu möchte ich eine Geschichte aus “Der Kaufmann und der Papagei” von Nossrat Peseschkian teilen, die mich immer wieder zum Nachdenken und auch Schmunzeln anregt:
Der Vater zog mit seinem Sohn und seinem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Straßen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. “Der arme Junge”, sagt da ein Vorübergehender. “Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man nur so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, wie sich das kleine Kind müde läuft?” Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme. “So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater neben her läuft.” Das schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen. “Hat man so etwas schon gesehen?” keifte eine Frau, “solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der Alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!” Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier her gegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig. “So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn einen Esel spazieren, wenn er nichts leistet, auch keine Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von Euch trägt?” Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. “Gleichgültig, was mir machen”, sagt er, “es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.”
Wir können es nicht allen recht machen, soviel steht fest. Konrad Adenauer sagte einst: “Die einen kennen mich, die anderen können mich”. Auch eine Form, mit dem Thema umzugehen.
Es hilft sehr, sich der Tatsache bewusst zu werden, DASS wir bewertet werden und dass nicht alle gut finden, was wir machen. Sollten sie es denn? Ist nicht der Gedanke viel wertvoller, dass wir selber zu dem stehen können, was wir tun? Und hilft die Essenz von der Geschichte nicht auch, eigene Bewertungsmuster zu hinterfragen?
Ich lasse die Fragen an der Stelle so stehen und lade zum Nachdenken darüber ein.